SJCC Swiss-Japanese Chamber of Commerce
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Young Professionals/Portraits

Jacqueline Tschumi

Jacqueline Tschumi brach vor zwei Jahren nach Japan auf – und ist immer noch da.

© Simon Kneubühl

Die Ankommende.

Jacqueline hat bereits hinter sich, worauf Sarah noch wartet. Und doch ist sie noch mittendrin in Japan, im Entdecken. Wie Japan immer ein Entdecken bleibt. Ich treffe sie am Rande einer Zusammenkunft der SJCC-Alumni im Restaurant «Strozzi» in Zürich.

Es regnet monsunartig, als wolle uns das Wetter – in einer nasskalten Schweizer Variante – an den schwülheissen japanischen Sommer erinnern. Diesen hat Jacqueline bereits dreimal erlebt – und an dieser Stelle sei jedem Japanneuling empfohlen: meide den Sommer, gehe im Herbst, Winter, Frühling, in dieser Reihenfolge.

Jacqueline ist nicht auf Heimaturlaub. Sie hatte den ganzen Tag Meetings mit Schweizer KMU, die in den japanischen Markt eintreten möchten. Sie arbeitet seit einem Jahr für den «Swiss Business Hub Japan» in Tokio. Ihre Arbeitsstelle ist die Schweizer Botschaft im Stadtteil Hiroo. Jene, die schon einmal dort waren, wissen, was für ein entspannter Ort Hiroo ist, zentral, aber abseits vom Tokioter Trubel.

Jacqueline kennt die Botschaft bereits bestens, absolvierte sie doch ein Praktikum in der politischen Sektion der Botschaft. Und mittlerweile wohnt sie auch in der Nähe. Bei unserem Treffen erinnert Jacqueline uns wieder einmal daran, wie kompliziert Wohnen in Japan sein kann. Bei jeder Transaktion ist zwischen Mieter und Vermieter eine Agentur dazwischengeschaltet, die etwas verdienen muss (eine Vorauszahlung von 1-2 Monatsmieten, Agenturgebühren von 1-2 Monatsmieten und ein Dankesgeld von 1-2 Monatsmieten).

Doch es sind Hürden, die sich meistern lassen, wie auch Jacqueline sagt. Zuvor lebte sie übrigens in Yokohama. Ihre jetzige Arbeit besteht darin, dass sie als Kontaktperson für Schweizer Unternehmen deren Eintritt in den japanischen Markt erleichtern oder, falls diese schon vor Ort sind, bei allfälligen Fragen helfen soll.

Jacqueline ist für diese Brückenfunktion gerade zu prädestiniert. Sie spricht nicht nur fliessend Japanisch (und auch Chinesisch), sondern hat dank ihres Japanologie- und Sinologiestudiums auch ein breites Basiswissen über die feinen und doch so wichtigen Unterschiede zwischen Europa und Asien. Dabei hilft ihr sicherlich auch ihre Erfahrung als Botschaftspraktikantin, da Verhandlungen in Japan langwierig und zäh sein können.

Wie lange sie noch bleiben möchte, frage ich sie, während sie noch von den Walliser Weinbauern erzählt, die sie während einer Woche in Japan betreut hatte. Ein paar Jahre Tokio können es schon noch sein, meint sie, während draussen der Regen weiter prasselt. Bald, so scheint es, klopft das Meer ans Fenster im 1. Stock vom «Strozzi» wie im Film «Ponyo» von Anime-Künstler Hayao Miyazaki.

*Dieses Portrait wurde im September 2014 publiziert. Weitere Berichte der über 200 Stipendiaten, zu denen auch der Autor und der Fotograf dieses Artikel gehören, finden Sie hier